In ihrer multimedialen Installation „Acrylic Geographies“ bezieht sich die in Deutschland und Albanien aufgewachsene Künstlerin Anna Ehrenstein auf den Ort eines Nagelstudios. Sie erforscht eine in der ganzen Welt anzutreffende Stätte individueller Schönheitsoptimierung mit ihren eigenen interkulturellen Erfahrungen und Perspektiven. Bei ihren Recherchen stieß die Künstlerin auf einen Artikel im ZEITmagazin (20/2014), der die Nagelstudiodichte in Deutschland untersuchte und eine kulturelle Bewertung der zum Massenphänomen avancierten Beautywelt vornahm. Reichere Städte verzeichneten hierbei eine weitaus geringere Zahl als ärmere Städte, wie etwa Trier und Chemnitz, die an erster Stelle standen. Daraus wurde geschlussfolgert, dass in Orten mit eingeschränkten finanziellen Ressourcen auch ein geringeres kulturelles und intellektuelles Kapital vorhanden sein muss. Diese Stereotypen möchte Anna Ehrenstein mit ihrer künstlerischen Arbeit durchbrechen. So verweist sie auf qualitativ limitierte Alltagsstrukturen und Arbeitsmechanismen, wenn beispielsweise fast überall Migrantinnen diese Tätigkeiten in den Salons leisten. In üppigen Inszenierungen mit einfachen Materialien, Collagen und Filmclips durchleuchtet und überzeichnet sie westliche Privilegien und medial verbreitete Schönheitsideale zwischen Natürlichkeit und Künstlichkeit und stellt Fragen zur eigenen Identität.
Anna Ehrenstein
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